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Davis Mac-Iyalla (45) aus Nigeria ist ein aktives Kirchenmitglied. Weil er schwul ist, muss er jeden Tag neu für Akzeptanz kämpfen: „Ich sehe die Kirche als einen Ort für alle.”

Erst: Gut integriertes Gemeindemitglied.

Dann: Verprügelt, beleidigt, ausgeschlossen.

In der Kirche war es ein offenes Geheimnis, trotzdem war ich ein gut integriertes Gemeindemitglied. Nach meinem Coming-out wurde ich verprügelt, beleidigt und ausgeschlossen. Statt mich zu schützen, sagte meine Gemeinde, ich könne nicht mehr Mitglied sein, weil das, was ich tat, böse sei und ich in die Hölle kommen würde. Ich bin ein Mensch wie jeder andere, mein Herz ist nicht aus Stein. Ich hatte Momente, in denen ich mir wünschte, niemals geboren zu sein.

Ein Leben in Angst

Als schwuler Mann ist es in Nigeria unmöglich, eine normale Liebesbeziehung führen. Man bringt durch eine gleichgeschlechtliche Beziehung nicht nur sich selbst in Gefahr, sondern auch seinen Partner. Wenn ich mit meinem Partner ausgehe, sind wir immer auf der Hut: Folgt uns jemand? Bemerkt uns jemand? Homosexuelle in Nigeria leben immer in Angst. Viele unserer religiösen Oberhäupter – aller Religionen – stellen Homosexuelle als Bedrohung dar. Da die religiösen Anführer in Nigeria einen großen Einfl uss auf die Medien haben, erreichen sie auch nichtgläubige Menschen. Dadurch wird überall im Land Hass geschürt.

Verfolgung ist kein christlicher Weg

Kriminalisierung ist das größte Problem, mit dem LSBTLeute in Nigeria konfrontiert sind. Homosexualität ist gesetzlich verboten. Ich hoffe, dass die offi ziellen Gesetze bald geändert werden. Parallel müssen wir über Homosexualität aufklären und den Hass aus den Köpfen bekommen. Hier hat die Kirche einen enorm großen Einfl uss. Wir müssen der katholischen Kirche und der Regierung klarmachen, dass Verfolgung kein christlicher Weg ist, um mit Homosexualität umzugehen. Ich bin nach wie vor sehr aktiv in der Gemeinde. Ich fühle, dass ich eine Berufung habe, nämlich die, für die Wahrheit zu stehen. Ich glaube, dass die Kirche sich nicht dadurch verändert, dass man sich von ihr abwendet.